Mit ‘Basics’ getaggte Artikel

Zen oder die Kunst, einen Text zu schreiben

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Für Menschen mit notorischem Aufmerksamkeitsdefizit, für Leute also, die jede Email bei Eingang sofort lesen und auf der Stelle beantworten oder fünfmal am Tag Facebook, Wetterbericht, Kontostand checken, und zwar gleichzeitig (freut mich, Sie kennenzulernen, hier ist das Aufnahmeformular, ich bin die Zweite Vorsitzende dieses Vereins), gibt es mehr und mehr Ablenkungsverhinderungsprogramme wie Concentrate oder Rescue Time, die einem alle mit einem Lineal auf die Finger hauen, wenn man sein Hirn mal wieder von der Leine lässt. Weitaus charmanter und entspannender für Leute, die ihr Geld hauptsächlich mit Schreiben verdienen, ist da ein Singletasking-Schreibprogramm wie Ommwriter, das bildschirmfüllend alle weiteren Anwendungen ausblendet, einen mit Sphärengedudel oder Vogelgezwitscher in den passenden Alpha-Zustand versetzt, ganz minimalistisch nur die Wahl zwischen drei Schrifttypen lässt – und Hardcore-Multitasker dazu bringt, die Tapete zu fressen. Aber schön, es mal probiert zu haben.

Simplify Your TV

Montag, 14. Dezember 2009

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Der Artdirector Albert Exergian hat sich legendäre Fernsehserien vorgenommen und daraus eine wunderschön ikonographische Plakatserie gemacht.

„Eleganz ist Verweigerung“ (Diana Vreeland)

Donnerstag, 12. November 2009

Ich besitze elf Gürtel. Das ist deshalb interessant, weil ich niemals Gürtel trage. Aber ich scheine sie zu kaufen. Nur wozu? Jetzt immerhin bekommen sie endlich was zu tun, zum ersten Mal in ihrem trostlosen Leben in meinem Kleiderschrank.

Und wenn wir schon beim Zählen sind: In meinem Kleiderschrank hängen unter vielem, vielem anderen sieben weiße Hemden, neun Paar Jeans (auf der rechten Seite die für dicke, links die für dünne Phasen), vier schwarze Jacketts, mindestens zehn Tops der Kategorie „Ich muss verrückt gewesen sein“ (ausschließlich in der Umkleidekabine und zuhause vor dem Spiegel getragen)… und so weiter. Mit anderen Worten: Es handelt sich um einen typischen Frauen-Kleiderschrank, gut gefüllt und völlig unterbeschäftigt. Es gibt Schätzungen, dass die durchschnittliche westeuropäische Frau nur etwa zehn Prozent ihrer Garderobe tatsächlich trägt. Der Rest hängt nur da. Ungeliebt, ungetragen, unpassend – einfach nur für das beruhigende Gefühl, eine große Auswahl zu haben. Um dann doch jeden Morgen wieder nur zu denselben Jeans und demselben Pullover zu greifen wie vorvorgestern.

Warum also die Garderobe nicht gleich auf die zehn Prozent reduzieren, die man tatsächlich anzieht? Das war die Ausgangsüberlegung für dieses Experiment. Und dann geriet es irgendwie aus dem Ruder und ich dachte: Warum nicht auf 1 Prozent reduzieren? Zumindest für eine Weile?

Leicht wird es nicht, denn eigentlich liebe ich die Auswahl. Ich liebe die Illusion, dass eine große Palette mich bessere Bilder malen lässt. Und ich glaube an die Verwandlungskraft der Mode. Ich glaube, dass man sich von außen nach innen anziehen kann: Wenn ich ein großartiges Outfit trage, fühle ich mich auch so. Ich kann mir Stärke anziehen, Lässigkeit, Arroganz, Lieblichkeit – das alles färbt nach innen durch.

Was also wird passieren, wenn man die Kleiderkrücke nicht mehr hat, um sich auszudrücken und für die Welt zu rüsten, sondern ganz auf sich gestellt ist? Wenn man sozusagen nackt ist – wenn die Hülle nichts bedeutet, weil sie jeden Tag dasselbe erzählt?