I do

Es ist ein bisschen wie kurz vorm Standesamt. Ein Jahr lang dasselbe tragen, das fühlt sich an wie eine Ehe auf Zeit. Ist es das Richtige? Werde ich es mit ihm aushalten, in guten wie in schlechten Zeiten? Ist es wahre Liebe?

Zumindest weiß ich: Das Kleid wird mich lieben, was immer auch passiert in diesem Jahr. Es ist so nachgiebig, dass notfalls zehn Kilo mehr reinpassen (ein Jahr ist lang), es verzeiht unladylikes Rumschlunzen, denn es knittert nicht, auf Reisen lässt es sich im Handwaschbecken waschen und ist im Nu trocken. Das Kleid ist also voll in Ordnung: charmant, stoisch, unprätentiös, anpassungsfähig. Was fürs Leben. Nur: Werde ich mit ihm leben können? Ich habe es mir nach bestem Wissen und Gewissen ausgesucht, doch die Erfahrung lehrt: Es kann alles ein schrecklicher Irrtum sein.

Mittags Lunch mit einer ehemaligen Kollegin, natürlich erzähle ich von dem Projekt. Sie lacht fassunglos, wie die meisten Frauen, die davon erfahren (Männer nehmen es eher gelassen, sie sind das Uniformtragen gewöhnt). Nachmittags Interview mit einem Psychologen für eine Geschichte, abends Essen mit einem alten Freund. Und seltsam: schon am Nachmittag denke ich nicht mehr an das Kleid, finde es kein Thema mehr, muss es nicht mehr rechtfertigen. Ich hab’s einfach nur an.

Das geht mir fast zu schnell.

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9 Antworten zu “I do”

  1. Doris sagt:

    Mein Kleiderschrank ist zugegebenermaßen ziemlich voll. Das liegt aber eher daran, dass ich gerne verschiedene Stile ausprobiere und trage. Meine Lieblingsfarbe? Bunt. Nicht ein buntes Teil (doch auch), sondern viele Teile in verschiedenen Farben.
    (Schwarz ist auch dabei, weil sich da vieles mit kombinieren läßt, sozusagen Basics).
    In unregelmäßigen Zeitabständen bekomme ich dann einen Re-Organisations-Anfall und es wird ausgemistet. Ein Bekannter sammelt und verschickt gebrauchte Kleidung nach Chile für bedürftige (nicht kommerziell!) und kommt Ausgemistetes auch abholen. Sehr praktisch!) Trotzdem besitze ich Kleidung, die ich schon über 20 Jahre trage (nicht nur im Schrank aufbewahre). Ich mag auch gebrauchte Kleidung. In meinem Bekanntenkreis gibt es einen regen Kleidertausch. Magst du dies haben, willst du das nehmen? Bei meiner Fülligkeit hat mich das Modediktat noch nie erreicht *g*.
    LG nochmals Doris

  2. Doris sagt:

    Nachtrag-
    hab heute Morgen nochmals meinen K-Schrank kontrolliert und siehe da, Shame on me, das waren doch tatsächlich noch 6 Hosen drin, in die ich nicht mehr reinpasse und ein Pullover, den ich schon über 1 Jahr nicht mehr an hatte! Jetzt warten sie auf die Anprobe einiger Interessenten, bevor die wirklich Übriggebliebenen auf die Reise gehen Richtung Chile…
    Viel Spaß am Montag und mach den Durchmarsch! Ich halte dir die Daumen.
    LG
    Doris

    PS: ich überlege, ob all die netten Ideen auf deinem Blog auch von jemand in einer völlig anderen Lebenssituation realisierbar wären. Wenn du freiwillig eine solche Aktion machst, wie das mit dem Kleid und dem Dich-von-Sachen-Trennen ist das ein Privileg, dass viele andere nicht haben, die tatsächlich nur eine beschränkte Anzahl von Kleidung besitzen, weil sie sich nicht mehr leisten können und denen notwendige Dinge zum Leben fehlen . (Ich habe keinen Gürtel von COS oder Schuhe von Belmondo)

    Aber: Ihr habt nichts zu verlieren, außer eurer Angst… (von wem war das nochmal?) D.

  3. Claudia Alkewitz sagt:

    Bewerbung für das Blaue Nr.2
    Hallo Meike Winnemuth!
    Bin heute! durch das Magazin der SDZeitung auf den Blog gestoßen. Faszienierende Idee! Als ich das “Blaue” sah, habe ich geguckt, ob es nachzunähen ist. Der Kragen wirkt schwierig… Und beim weiterlesen erfahre ich, es wird verschenkt … und ich komme nicht zu spät um mein Interesse anzumelden.
    Ich möchte es haben und tragen und sollte es ein “Fehlgechenk” sein, werde ich es weitergeben :-) .

    Einen schönen Sonntag noch!
    Claudia